29.05.2011

Gott und die Welt - Oder die Macht des Glaubens

Unter der Rubrik "Gott und die Welt" habe ich Themen gesammelt, die religiöser Natur sind. Da ich mich selbst als gottgläubigen Atheisten (Widerspruch  beabsichtigt) bezeichnen würde, geht es mir bei diesen Themen nicht um den Anteil der Religion, sondern der des (Nicht-)Glaubens.

Ich persönlich glaube an Gott. Dabei handelt es sich aber nicht um ein Wesen, welches im Himmel wohnt und darüber bestimmt, was Gut und Böse ist, und wer wann und wo Bestraft oder Belohnt wird. Da könnte ich ja genauso gut an den Weihnachtsmann Glauben.

Für mich ist "Das Göttliche" die Natur in all seiner Vielfalt ... Gefühle - Liebe - Glauben ...
Leider wird dies von sämtlichen Religionen ausgenutzt und für sehr primitive Menschliche Bedürfnisse benutz: Macht.






Der Christus-Mythos

Jeder, der sich jemals gründlich und intensiv mit der Entstehung des Christentums beschäftigt hat, wird sich darüber gewundert haben, wieso es keine zeitgenössischen Quellen gibt - abgesehen von den Büchern des Neuen Testaments, die aber erst zwischen 75 und 135 n. Chr. entstanden -, in denen Jesus Christus Erwähnung findet. 

Insgesamt ist die Bibel eine Sammlung von 66 Büchern - 39 im Alten, 27 im Neuen Testament -, die über einen Zeitraum von gut 1600 Jahren von rund vierzig verschiedenen Autoren verfasst wurde. Einigkeit besteht darüber, dass die Auflistung der 27 neu testamentarischen Bücher in einem Brief zu finden ist, den der Bischof von Alexandria, Athanasius, im Jahr 367 n. Chr. schrieb. Im Jahr 397 n. Chr. bestimmte eine Versammlung in Karthago, dass nur die kanonischen Schriften (die "anerkannten" 27 Bücher) als Heilige Schrift in der Kirche vorgelesen werden durften. Sie sollten als die "evangelische Wahrheit" angenommen werden. 

Dieser Erlass kennzeichnete die Entstehung des Neuen Testaments. Alle übrigen Dokumente, die in die Hunderte gehen - darunter das Buch der Jubiläen, das Buch Enoch, Das Evangelium der Maria, das Protoevangelium des Jesus, die Apokalypse des Petrus, das Evangelium des Nikodemus - und die dem Wesen des Werkes widersprachen, wurden aus dem Neuen Testament verbannt. Bemerkenswert ist, dass die Auswahl lediglich nach dem Inhalt erfolgte, nicht nach Authentizität oder Relevanz, womit das Ergebnis eine höchst willkürliche Sammlung darstellt. 
Aber selbst die Bücher, die aufgenemmen wurden, stehen häufig im Wiederspruch zueinander, sogar die sogenannten "synoptischen" Evangelien von Markus, Lukas und Matthäus, die alle von einer einzigen Quelle abgeleitet zu sein scheinen, womöglich vom sogenannten "Q-Dokument", das seit Langem als verschollen gilt. 

Ganz gleich also, was jeden Sonntag von den Kanzeln in aller Welt gepredigt wird - der einzige Beweis für die Existenz des Mannes, auf dessen Schultern die größte Religion der Geschichte ruht, findet sich auf den Seiten nur eines Abschnittes der Bibel, einer nicht zeitgenössischen und zudem massiv überarbeiteten Quelle. Was das beweist, darüber diskutieren Theologen und Philosophen, Gläubige und Nichtgläubiger seit Langem - und das werden sie auch noch in einigen Jahrhunderten machen.


 Quelle: James Becker - Unheilig (ISBN: 978-3-442-37175-4)








Alte Bekannte in neuer Gestalt


Erst nach dem Tod des römischen Kaisers Konstantin des Großen wurde das Christentum zur Staatsreligion. Bei genauerer Betrachtung der damals entstandenen christlichen Traditionen zeigt sich aber, dass darin ursprünglich heidnische Vorstellungen überlebt haben.

Für die Kirche als staatstragende Organisation war es dringend notwendig geworden, ein Bildprogramm zu erschaffen, das auch für das einfache Volk zu verstehen war.

Und so griff man bei der Darstellung christlicher Inhalte auf die heidnischen Vorbilder zurück, die im ganzen Reich bekannt waren. Deshalb thronte im Himmel ein bärtiger Gottvater, genau wie der heidnische „Himmelsvater“ Jupiter. Der „Gute Hirte“ Jesus Christus erinnerte an den Sänger Orpheus, dessen Gesang die Tiere besänftigte und der wie Jesus aus dem Reich der Toten zum Leben zurückgekehrt war. Selbst die Taube als Sinnbild des heiligen Geistes war bereits als Symbol der Liebesgöttin Aphrodite bekannt.

Doch damit nicht genug, erkannten antike Betrachter in der Madonna mit dem Kind eindeutig die Göttin Isis mit dem Gottessohn Harpokrates. Die geflügelten Engelsfiguren hatten ihre Vorläufer in Statuen der Siegesgöttin Nike. Und der gehörnte Teufel mit den Hammelbeinen war eine wenig verschleierte Kopie des lüsternen Naturgottes Pan. Selbst den Geburtstag des „neuen“ Gottes am 25. Dezember übernahm man einfach von dem bisherigen Reichsgott Sol Invictus.

Dieser religiöse Etikettenschwindel machte es Menschen, die an ihrem alten Glauben festgehalten hatten, leichter, ihre alten Götter auch in Kirchen anzubeten.
Quelle: Vom heidnischen Tempel zur Kirche

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