21.06.2011

Gewaltfreie Kommunikation - GFK in vier Schritten


Die 4 Schritte der GFK:

1.Beobachten:


Fakten, die in einer konkreten Situation erlebt oder wahrgenommen werden/wurden 
bzw. gesehen oder gehört wurden 


Was ist genau geschehen? 
Überprüfbare Fakten

Statt
          Bewertungen, Beurteilungen, Interpretationen
Annahmen, Vermutungen, Vorwürfe u.ä.

Übung: Wahrnehmungen, Beobachtungen
z.B. am Gesprächspartner:
Konkret wiedergeben - Was sehe, was höre ich
Trennen von Beobachtungen und Bewerten


2. Gefühle:


...signalisieren, ob sich unser Bedürfnisse erfüllen oder nicht
...sind die Farbe, ein Ausdruck unserer spürbaren Lebendigkeit
... was sagt der Körper, die Atmung, Ausdruck/Mimik, Bewegungen/Gestik
Die Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen

Ich-Formulierung direkt: Ich bin....   weil  (mein Bedürfnis....)
(Mit Vorbehalt: Ich fühle mich....)
Statt  Du-Formulierung
.. weil du   (Handlungen anderer sind Auslöser aber nicht Ursache)
statt:  Ich habe das Gefühl, daß  ...X
(Pseudogefühle/Interpretationen, Gedanken über Gefühle)
Übung:
Sich selbst Einfühlung geben
(Gefühle klar benennen und Bedürfnis erkennen)
Das macht uns frei, Einfühlung in andere geben
(Gefühle und Bedürfnisse verstehen)

 3. Bedürfnisse
(körperliche, persönliche, soziale)
Sobald wir unsere Aufmerksamkeit auf Bedürfnisse richten, wird uns im zwischenmenschlichen Miteinander das Verbindende deutlich. Das macht es leichter, einander zu verstehen
Es gilt die Bedürfnisse hinter den Positionen zu erkennen
Übung:
Eigene Bedürfnisse formulieren und ggf. bei mehreren in eine Rangordnung bringen
               Was brauche ich?
Ich bin..(Gefühl).. weil ich ...... brauche
Die Bedürfnisse anderer erkennen
        Was braucht der andere?

4. Bitten/Wünsche
in positiver Handlungssprache
- geben dem anderen die Möglichkeit sie zu erfüllen oder nicht
- damit verbundene Gefühle und Bedürfnisse mitteilen, das erhöht die Chance - stärkt die Motivation des Anderen
- a) Bitten, die die Lösung betreffen
- b) Bitten zur Beziehungsklärung
Bitten, die zum Handeln motivieren
1. Sagen Sie, was Sie möchten, statt was Sie nicht möchten
2. Bitte um konkretes, beobachtbares Verhalten, statt vage und abstrakt zu bleiben
3. Benennen sie konkretes Verhalten, statt zu beschreiben, was der andere sein soll oder fühlen soll
4.  Der Erfolg der Bitte soll jetzt und hier überprüfbar sein

Quelle: Eckhard Sültemeyer • Management- und Gesundheitsberatung • Karlsruhe





 4 Schritte der GFK (Darstellung: Silvia Richter-Kaupp, Karlsruhe
Schritt 1. Offenheit (ICH)
Sich anderen gegenüber klar und
deutlich ausdrücken – ohne
Rechtfertigungen, Vorwürfe,
Schuldzuweisungen
2. Empathie (DU)
Präsent sein und sich so gut wie
möglich in den anderen hinein
versetzen / einfühlen
1. Wahrnehmung Wenn ich sehe / höre… Wenn du siehst / hörst…
2. Gefühl …fühle ich mich… …fühlst du dich…
3. Bedürfnis …weil mir … wichtig ist…
weil ich .........brauche
…weil dir … wichtig ist…
weil du ........brauchst
4. Bitte …deshalb bitte ich dich… …hättest du gerne, dass ich…?

Quelle: Eckhard Sültemeyer • Management- und Gesundheitsberatung • Karlsruhe






Die vier Schritte nochmals im Detail:

Beobachtungen

Damit ein Gesprächspartner weiß, worauf sich die nachfolgenden Äußerungen beziehen, teilen wir zunächst mit, was wir beobachten, wahrnehmen oder beschreiben die Situation. Dabei hilft es dem Gesprächspartner, wohlwollend zuhören zu können, wenn wir dabei jede Bewertung vermeiden.

 Beispiele:


Beobachtung: Der Prospekt ist fertig
Bewertung: Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, indem Sie den Prospekt schnell fertiggestellt haben
oder
BeobachtungEs ist jetzt 7.15 Uhr, der vereinbarte Arbeitsbeginn ist 7.00 Uhr
Bewertung: Sie sind zu spät, offensichtlich fehlt Ihnen das nötige Interesse für diesen Arbeitsplatz.
Fazit: Wenn wir die Beobachtungen mit Bewertungen vermischen, wird der andere dies als Kritik hören und sich entsprechend abwehrend verhalten.



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Gefühle

Wir lehnen die Verantwortung für unsere Gefühle ab, wenn wir z.B. sagen:
Ich bin frustriert, weil Du hier alles durcheinander gebracht hast
In der GfK übernehmen wir die Verantwortung für unsere Gefühle:
Ich bin frustriert, weil ich Ordnung brauche, um meine Arbeit mit Vergnügen erledigen zu können
Die Ursache für unsere Gefühle sind unsere erfüllten / nicht erfüllten Bedürfnisse. Die Handlungsweisen unserer Mitmenschen sind Auslöser.
Dabei unterscheiden wir:
Gefühle, die aus Bedürfnissen resultieren, sind unmittelbare Gefühle, dazu gehören z.B.:   
Angst, Freude, Trauer
Es gibt auch noch Gefühle, die zu ihrer Entstehung einen Vermittler brauchen.
Solche Vermittler sind unsere Gedanken und inneren Bilder, die Gefühle wie  Wut, Ärger und Depression auslösen.
Meistens geht der Vorgang so schnell, dass wir gar nicht bemerken, dass Gedanken dazwischen geschaltet sind. Wenn wir es schaffen, unsere Aufmerksamkeit darauf gerichtet zu halten, können wir unsere Gedanken kontrollieren und uns so jederzeit bewusst entscheiden, einfühlsam zu sein.



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Bedürfnisse

  • Wir haben jederzeit Bedürfnisse
  • Meistens haben wir mehrere Bedürfnisse zur selben Zeit

  • Dabei stehen manche Bedürfnisse mehr im Vordergrund als andere
    z.B. Wenn der Körper dringend Entleerung braucht, steht dies so sehr im Vordergrund, dass wir keinen klaren Gedanken mehr fassen können
Es ist aus Sicht der GfK nützlich, jederzeit Klarheit über unsere Bedürfnisse zu haben. Dies gibt uns die Möglichkeit, klare Bitten, die auf die Erfüllung unserer Bedürfnisse gerichtet sind, an unser Gegenüber auszusprechen.

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Bitten

Bitten erfüllen folgende Kriterien:
Positiv: Was ich möchte, nicht was ich nicht möchte
Konkret: Handlungsbezogen, kurz und prägnant
Gegenwartsbezogen: Etwas, was derjenige jetzt tun kann, nicht in der Zukunft
Erfüllbar: Es macht Sinn, dass die Erfüllung der Bitte in der Reichweite dieser Person liegt

Abgrenzung   Bitte - Forderung
Der Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung zeigt sich an der Reaktion auf eine abschlägige Antwort.
Beispiel:

Mutter: Könntest du eben noch schnell diese drei Dinge auf dem Zettel hier für unser Mittagessen einkaufen gehen?
Kind: Nein, ich habe keine Lust dazu.
Mutter: Du bist faul und egoistisch, fernsehen ist damit für heute gestrichen!!!

Dies ist also eine Forderung,wie könnte die Reaktion aussehen, wenn es eine Bitte gewesen wäre?
Mutter: O.K., frag ich halt deinen Bruder

Eine echte Bitte gibt dem anderen die Wahlmöglichkeit. Wir wollen vermeiden, den anderen unter Druck zu setzen. Andererseits erhöht sich die Chance, dass unsere Bitte erfüllt wird, wenn wir die Hintergründe mit äußern - unsere Gefühle und Bedürfnisse zeigen:
Ich bin hier mitten im Kochen und merke gerade, dass mir da ein paar Zutaten fehlen. Weil mir wichtig ist, das Essen um 12.00 Uhr fertig zu haben, wenn Vati nach Hause kommt (Ordnung/Struktur), weiß ich gar nicht wie ich das schaffen soll (fühle ich mich überfordert). Könntest Du deshalb für mich gerade noch diese drei Zutaten besorgen?
Wenn mir die Reaktion auf meine Bitte nicht gefällt, kann ich in die Schleife der Verständigung eintreten


Der Ablauf des Prozesses der Gewaltfreien Kommunikation
oder
die Schleife der Verständigung in der GfK


Der Anlass eines Gespräches könnte sein:
Nein auf eine Bitte, einen Vorwurf oder Angriff

1. stumme Reaktion: Ich halte inne und spüre, wie es mir damit geht ( Selbsteinfühlung, Vier Schritte - siehe oben)
2.stumme Reaktion: Ich versetze mich in den anderen und versuche zu spüren, was ich an seiner Stelle empfände (Einfühlung in den anderen, vier Schritte)
3. kommunizierte Reaktion: Ich teile mit, was ich unter zweitens gespürt habe. Geht es Dir .... , weil Du ...
Abschluss mit der Bitte um Verbindung:  Liege ich da richtig?  oder    Ist das so für Dich?
4. kommunizierte Reaktion: Nachdem ich weiß, wie es dem anderen geht, ich seine Beweggründe kenne und er zufrieden ist, weil er die Sicherheit hat, dass ich ihn verstanden habe, habe ich die erneute Gelegenheit mein Anliegen so vorzubringen, dass mein Gegenüber auch mich verstehen kann.

In aller Regel ist dann eine Lösung leicht zu finden, weil Menschen gern bereit sind zu helfen, wenn sie die Bedürfnisse und/oder die Beweggründe des anderen erkennen können. Sie können dann selbst und freiwillig entscheiden, ob sie die konkrete Bitte erfüllen möchten. 

So kann es beispielsweise sein, dass der eine sieht, wie wichtig das Anliegen für den anderen ist und sich spontan entscheidet, die Bitte zu erfüllen. 

Oder der andere kann die Bedürfnisse des einen sehen, die diesen davon abhalten, die Bitte zu erfüllen. Deshalb sucht der andere dann gern nach weiteren Möglichkeiten, sich sein Bedürfnis zu erfüllen. 

Lösungen gibt es unendlich viele; entscheidend ist, dass alle Beteiligten vollauf zufrieden sind.

Dazu durchlaufen wir diesen Viererschritt solange schleifenförmig, bis wir uns verstanden haben oder anders ausgedrückt, bis wir uns in die Gefühle und Bedürfnisse des jeweils anderen einfühlen können.


Es geht um mich, es geht um Dich
Wie geht es mir, wie geht es Dir

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