09.07.2012

Spielregeln fürs Leben - Rüdiger Dahlke

Ruediger Dahlke zu den geistigen Gesetzen des Schicksals
Bevor man ein Spiel spielt, sollte man sich zunächst mit seinen Regeln vertraut machen. Nur beim wichtigsten Spiel, dem Leben selbst, glauben viele Menschen, noch immer darauf verzichten zu können.

Es ist naheliegend, sich mit den Regeln vertraut zu machen, bevor man ein Spiel spielt. Beim Sport klappt das problemlos, nicht aber bei "Lila", dem kosmischen Spiel, wie die Inder das Leben nennen. Während jeder Fußballer weiß, dass nach der Halbzeit der Seitenwechsel ansteht, wird im Spiel des Lebens in der Lebensmitte einfach weitergemacht, als sei nichts geschehen. So verwundert es wenig, wenn die meisten in der zweiten Lebenshälfte vor allem Eigentore schießen. Sie haben den Seitenwechsel bzw. die Umkehr verpasst und niemand weist sie darauf hin. Auch von der Abseitsregel hat – im Gegensatz zum Fußball – die Mehrheit im Lebensspiel keine Ahnung. Wenn Tore anderer Anerkennung finden, die eigenen aber nicht, suchen sie die Verantwortung lieber draußen, bei anderen, statt bei sich selbst. Dann wird der Schiri beschimpft und für die eigene Unfähigkeit haftbar gemacht. Im Spiel des Lebens heißen die Schiedsrichter Politiker, Unternehmer, Lehrer, Journalisten, Ärzte und vor allem Partner und (eigene) Kinder – eigentlich all "die anderen". 


Das Gesetz der Polarität

Yin und Yang brauchen und ergänzen einander, erst gemeinsam bilden sie das Tao, die Ganzheit. Nirgendwo wird das so klar und einfach deutlich wie im Tai-Chi-Symbol. Das ist schon das ganze Geheimnis: Yin + Yang = Tao. Beide Seiten der Polarität bedürfen einander und sind nur zusammen ganz und eins. Wann und wo immer wir lediglich einen Teil betonen, wächst der andere im Schatten mit.
Die Erfahrung der Polarität gehört nicht nur zu unserem täglichen Leben, sie ist unser tägliches Leben. Wer einen Stein werfen will, holt sich den Schwung vom Gegenpol. Er wird zuerst nach hinten ausholen, um den Stein dann möglichst weit nach vorn zu schleudern. Alles in dieser Welt hat seinen Gegenpol, seine andere Seite. Mit einem Bein können wir nicht gehen, mit einem Auge nicht räumlich sehen und das Einatmen braucht das Ausatmen. Wird eine Seite zu sehr betont, kommt es zu Schattenbildung und damit zu Problemen. 



Auswege aus dem Dilemma der Polarität

Deutlicher Ausdruck der Polarität in der Menschenwelt ist die Sexualität. Würden wir durchschauen, wie alles, was uns am Partner und überhaupt draußen in der Welt stört, mit uns zu tun hat und uns zur Aufgabe wird, wäre jede Partnerschaft eine wundervolle Chance zur eigenen Psychotherapie. In der Regel neigen wir aber eher dazu, was uns am Partner (und an der Welt) stört, nicht auf uns zu beziehen, sondern an ihm (und der Welt) zu bekämpfen. Problemfeindlichkeit ist also nicht anderes als Entwicklungsfeindlichkeit. 

In dem zeitlosen Muster des Mandalas gibt es grundsätzlich zwei Richtungen und damit Möglichkeiten, sich zu bewegen: zum einen in Richtung Mittelpunkt, was nichts anderes bedeutet als zur Einzeit, oder zum anderen in Richtung Peripherie, d.h. zu wachsender Spannung. Auf dem Hinweg des Lebens aus dem Mittelpunkt, der Empfängnis entsprechend, bis hin zum Kreisumfang der Lebensmitte wächst die Spannung: Auf dem Rückweg von der Peripherie zum Punkt der Lösung und Erlösung im Tod nimmt sie ab. 
Das entspricht dem archetypischen Weg, wie er in Mythen und Gleichnissen dargestellt ist, für unsere Kultur am grundlegendsten in der biblischen Schöpfungsgeschichte. Der christliche Auftrag lautet für den erreichten Punkt maximaler Spannung, weit draußen am Rand des Entwicklungskreises: "So ihr nicht umkehret und wieder werdet wie die Kinder, könnt ihr das Himmelsreich Gottes nicht erlangen." Wir sollen uns also aus der großen Spannung wieder befreien, indem wir zurückkehren zum Ausgangspunkt, zur Einheit des Paradieses. Das gilt für den Einzelnen gleichermaßen wie für die Menschheit als ganze.
Fallstricke im Reich der Polarität
In der weiten Welt der Gegensätze sehnt sich jede Halbkugel nach ihrer anderen Hälfte, alles strebt nach Vereinigung. Deshalb erzwingt langfristig jeder Pol sein Gegenüber. Wer das verstanden hat, wird den Weg wacher und achtsamer gehen. Er weiß, dass das Engagement für einen Pol den anderen ebenso auf den Plan ruft. Wer mit aller Gewalt gegen den Terrorismus und für den Frieden kämpft, wird Krieg ernten und noch mehr Terror. Wer z.B. alle "Kinderkrankheiten" mittels Impfungen aus der Welt schaffen will, um Gesundheit zu verbreiten, erntet eben keine gesunden, sondern kränkliche, anfällige Kinder. Die Schulmedizin erbringt diesen Beweis seit langem, auch wenn sie sich der verheerenden Folgen ihrer gut gemeinten Aktionen nicht bewusst ist. Auch hier gilt der Satz "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint", der Bertholt Brecht zugeschrieben wird – immer wieder dieselbe Erfahrung der Polarität, die bereits im Mephistos zeitlosen Worten zum Ausdruck kam. Das Böse bedingt das Gute und umgekehrt. 
"Nicht das populäre Resonanzgesetz ist das entscheidende, sondern das noch grundlegendere der Polarität." R.D.
Da beide Pole stets zur Vereinigung tendieren, werden wir nie einen aus der Welt bekommen, im Gegenteil: Mit dem Kampf gegen den einen stärken wir letztlich auch den anderen Pol. Wer sich nur mit einem Pol beschäftigt, erzwingt dadurch den anderen. 



Das Resonanz- oder Polaritätsgesetz

Unter den Gesetzen der polaren Welt folgt das Resonanzgesetz an zweiter Stelle - und gleich auf das der Polarität. Allerdings braucht es das Wissen um ersteres, um mit letzterem sinnvoll und auf Dauer erfolgreich umzugehen. Dieses Gesetz besagt, dass wir nur wahrnehmen, wozu wir Resonanz haben und auch nur in Kontakt kommen, womit wir in Resonanz sind. 
Es finden sich in unserem Leben zahlreiche Hinweise auf Resonanzphänomene, die jeder kennt, ohne sich ihrer vielleicht bewusst zu sein. Denken Sie nur einmal daran, warum wir im Zeitalter erstklassiger Unterhaltungselektronik überhaupt noch ins Konzert gehen. Aber wir wissen aus Erfahrung, dass im Konzert noch anderes, Erhebenderes, ja Erhabenes möglich ist. Die Erklärung liegt in der Resonanz. Wir schwingen mit der Musik wie die anderen Zuhörer auch und damit schwingen wir mit ihnen allen zusammen, was schon eine enorme, alles verändernde Resonanz bewirkt. 



Konsequenzen aus dem Resonanzgesetz

Jeder Mensch nimmt seine Welt wahr, mit der er in Resonanz ist, zu allem anderen bekommt er weder Kontakt noch Verständnis. Der Witz dazu: Der kleine, noch junge Elefant sieht zum ersten Mal einen nackten Mann und fragt entsetzt: "Mama, wie trinkt der denn?" Wer den Spiegel nicht als solchen erkennt, wird Anstoß an ihm nehmen. Am deutlichsten wurde das in den alten Spiegel-Irrgärten auf Volksfesten. Sah man die Spiegel als Spiegel, konnte man ganz gut hindurchkommen – anderenfalls gab es Beulen. Die Analogie zum Alltag ist offensichtlich. Wer die Umwelt als Spiegel erkennt, kann gut durchs Leben kommen. Wer sie dagegen (wie die Wissenschaft) für objektiv hält, wird immer wieder Anstoß nehmen und in Auseinandersetzungen und Kämpfe verwickelt werden. 



Fazit

Wer ständig nur auf Engel und Lichtgestalten blickt, wird in seinem Inneren Schattengestalten und Monster heraufbeschwören. Einfach weil unsere Seele einen Ausgleich aller Einseitigkeit anstrebt. Die Konsequenz daraus ist einfach, aber für viele schockierend. Wer sich dem eigenen inneren Licht wirklich nähern will, sollte sich mit dem Schatten und den dunklen Seiten seiner Seele beschäftigen und damit fertig werden. Wer sich ständig mit Licht beschäftigt, riskiert, dass seine Seele dagegen arbeitet und ihn mit Schattenerfahrungen in Balance hält. Das Polaritätsgesetz entlässt uns – offensichtlich – nicht aus seinem Wirkungsbereich, solange wir noch Dunkles vor uns und der Welt verbergen. Licht und Schatten gehören zusammen. Wer sie zu trennen sucht, erlebt sie hintereinander, indem er die Illusion Zeit dazwischenbringt. 



Das Gesetz des Anfangs

Dass im Anfang alles liegt, ist eines der Gesetze, die unser Leben bestimmen. Es ist den Gesetzen der Polarität und Resonanz nachgeordnet, aber immer noch von großer Bedeutung und in allen Gesetzen von Relevanz. Inzwischen kann die Wissenschaft auch dieses Gesetz ganz erstaunlich detailliert belegen. Die Biologie weiß über die Erbgutforschung seit langem, dass im Samenkorn der ganze Baum schon gleich von Beginn angelegt ist und im Ei das ganze Wesen, auch das menschliche. Die Erfahrung zeigt wachen Menschen, dass im Beginn von Ereignissen deren Verlauf sich schon abzeichnet, weshalb sie jeden Anfang wichtig nehmen und mit Aufmerksamkeit betrachten.



Polarität und Resonanz

Das Tao Te King weiß um die beiden zentralen Gesetze des Schicksals:
Je mehr Verbote es gibt, desto weniger tugendhaft werden die Leute sein.

Je mehr Waffen es gibt, desto weniger sicher werden die Leute sein.

Je mehr Hilfsgelder es gibt, desto weniger selbstbewusst werden die Leute sein. 


Daher sagt der Meister:

Ich lasse das Recht los, und die Leute werden redlich.

Ich lasse die Wirtschaft los, und die Leute werden wohlhabend.

Ich lasse die Religion los, und die Leute werden heiter und ruhig.

Ich lasse das Verlangen nach Allgemeinwohl los, und das Wohl verbreitet sich so allgemein wie das Gras.

Zuerst ist es einfach nur intelligenter, sich nach dem Resonanzgesetz zu richten und wachsam gegenüber dem der Polarität zu bleiben, wenn man Erfolg in dieser Welt anstrebt. Wer aber über diese Welt hinaus will, um Einheit zu erfahren, wird sich über die Polarität erheben und die beiden Täuscher Raum und Zeit überwinden müssen, um mit allem eins zu werden. Der bisherige Versuch der Menschheit, die Schicksalsgesetze zu ignorieren, ist offensichtlich aussichtslos und bringt auf allen Ebenen Nachteile. Die Zeit ist reif, dies jetzt zu ändern. 

Der Autor Dr. med Ruediger Dahlke bildete sich zum Arzt für Naturheilwesen und Psychotherapie aus. Von 1978 bis 2003 arbeitete er als Psychotherapeut. Heute ist er als Fastenarzt, Seminarleiter und Vortragender international tätig. Seine Bücher zu Psychosomatik unter Einbezug spiritueller Themen liegen in 22 Sprachen vor. 

Weitere Informationen unter www.dahlke.at und www.mymedworld.cc

Buchtipp: 
Ruediger Dahlke: Die Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben – Resonanz Polarität Bewusstsein, Goldmann Arkana, München, 2009, 368 Seiten, geb., 19,95 Euro, ISBN 978-3-442-33856-6

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