Bevor man ein Spiel spielt, sollte man sich zunächst mit seinen Regeln vertraut machen. Nur beim wichtigsten Spiel, dem Leben selbst, glauben viele Menschen, noch immer darauf verzichten zu können.
Das Gesetz der Polarität
Yin und Yang brauchen und ergänzen einander, erst gemeinsam bilden sie das Tao, die Ganzheit.
Nirgendwo wird das so klar und einfach deutlich wie im Tai-Chi-Symbol. Das ist schon das ganze
Geheimnis: Yin + Yang = Tao. Beide Seiten der Polarität bedürfen einander und sind nur zusammen ganz
und eins. Wann und wo immer wir lediglich einen Teil betonen, wächst der andere im Schatten mit.
Die Erfahrung der Polarität gehört nicht nur zu unserem täglichen Leben, sie ist unser tägliches
Leben. Wer einen Stein werfen will, holt sich den Schwung vom Gegenpol. Er wird zuerst nach hinten
ausholen, um den Stein dann möglichst weit nach vorn zu schleudern. Alles in dieser Welt hat seinen
Gegenpol, seine andere Seite. Mit einem Bein können wir nicht gehen, mit einem Auge nicht räumlich
sehen und das Einatmen braucht das Ausatmen. Wird eine Seite zu sehr betont, kommt es zu
Schattenbildung und damit zu Problemen.
Auswege aus dem Dilemma der Polarität
Deutlicher Ausdruck der Polarität in der Menschenwelt ist die Sexualität. Würden wir durchschauen,
wie alles, was uns am Partner und überhaupt draußen in der Welt stört, mit uns zu tun hat und uns
zur Aufgabe wird, wäre jede Partnerschaft eine wundervolle Chance zur eigenen Psychotherapie. In der
Regel neigen wir aber eher dazu, was uns am Partner (und an der Welt) stört, nicht auf uns zu
beziehen, sondern an ihm (und der Welt) zu bekämpfen. Problemfeindlichkeit ist also nicht anderes
als Entwicklungsfeindlichkeit.
In dem zeitlosen Muster des Mandalas gibt es grundsätzlich zwei Richtungen und damit Möglichkeiten,
sich zu bewegen: zum einen in Richtung Mittelpunkt, was nichts anderes bedeutet als zur Einzeit,
oder zum anderen in Richtung Peripherie, d.h. zu wachsender Spannung. Auf dem Hinweg des Lebens aus
dem Mittelpunkt, der Empfängnis entsprechend, bis hin zum Kreisumfang der Lebensmitte wächst die
Spannung: Auf dem Rückweg von der Peripherie zum Punkt der Lösung und Erlösung im Tod nimmt sie ab.
Das entspricht dem archetypischen Weg, wie er in Mythen und Gleichnissen dargestellt ist, für unsere
Kultur am grundlegendsten in der biblischen Schöpfungsgeschichte. Der christliche Auftrag lautet für
den erreichten Punkt maximaler Spannung, weit draußen am Rand des Entwicklungskreises: "So ihr nicht
umkehret und wieder werdet wie die Kinder, könnt ihr das Himmelsreich Gottes nicht erlangen." Wir
sollen uns also aus der großen Spannung wieder befreien, indem wir zurückkehren zum Ausgangspunkt,
zur Einheit des Paradieses. Das gilt für den Einzelnen gleichermaßen wie für die Menschheit als
ganze.
Fallstricke im Reich der Polarität
In der weiten Welt der Gegensätze sehnt sich jede Halbkugel nach ihrer anderen Hälfte, alles strebt
nach Vereinigung. Deshalb erzwingt langfristig jeder Pol sein Gegenüber. Wer das verstanden hat,
wird den Weg wacher und achtsamer gehen. Er weiß, dass das Engagement für einen Pol den anderen
ebenso auf den Plan ruft. Wer mit aller Gewalt gegen den Terrorismus und für den Frieden kämpft,
wird Krieg ernten und noch mehr Terror. Wer z.B. alle "Kinderkrankheiten" mittels Impfungen aus der
Welt schaffen will, um Gesundheit zu verbreiten, erntet eben keine gesunden, sondern kränkliche,
anfällige Kinder. Die Schulmedizin erbringt diesen Beweis seit langem, auch wenn sie sich der
verheerenden Folgen ihrer gut gemeinten Aktionen nicht bewusst ist. Auch hier gilt der Satz "Das
Gegenteil von gut ist gut gemeint", der Bertholt Brecht zugeschrieben wird – immer wieder dieselbe
Erfahrung der Polarität, die bereits im Mephistos zeitlosen Worten zum Ausdruck kam. Das Böse
bedingt das Gute und umgekehrt.
"Nicht das populäre Resonanzgesetz ist das entscheidende, sondern das noch grundlegendere der
Polarität." R.D.
Da beide Pole stets zur Vereinigung tendieren, werden wir nie einen aus der Welt bekommen, im
Gegenteil: Mit dem Kampf gegen den einen stärken wir letztlich auch den anderen Pol. Wer sich nur
mit einem Pol beschäftigt, erzwingt dadurch den anderen.
Das Resonanz- oder Polaritätsgesetz
Unter den Gesetzen der polaren Welt folgt das Resonanzgesetz an zweiter Stelle - und gleich auf das
der Polarität. Allerdings braucht es das Wissen um ersteres, um mit letzterem sinnvoll und auf Dauer
erfolgreich umzugehen. Dieses Gesetz besagt, dass wir nur wahrnehmen, wozu wir Resonanz haben und
auch nur in Kontakt kommen, womit wir in Resonanz sind.
Es finden sich in unserem Leben zahlreiche Hinweise auf Resonanzphänomene, die jeder kennt, ohne
sich ihrer vielleicht bewusst zu sein. Denken Sie nur einmal daran, warum wir im Zeitalter
erstklassiger Unterhaltungselektronik überhaupt noch ins Konzert gehen. Aber wir wissen aus
Erfahrung, dass im Konzert noch anderes, Erhebenderes, ja Erhabenes möglich ist. Die Erklärung liegt
in der Resonanz. Wir schwingen mit der Musik wie die anderen Zuhörer auch und damit schwingen wir
mit ihnen allen zusammen, was schon eine enorme, alles verändernde Resonanz bewirkt.
Konsequenzen aus dem Resonanzgesetz
Jeder Mensch nimmt seine Welt wahr, mit der er in Resonanz ist, zu allem anderen bekommt er weder
Kontakt noch Verständnis. Der Witz dazu: Der kleine, noch junge Elefant sieht zum ersten Mal einen
nackten Mann und fragt entsetzt: "Mama, wie trinkt der denn?" Wer den Spiegel nicht als solchen
erkennt, wird Anstoß an ihm nehmen. Am deutlichsten wurde das in den alten Spiegel-Irrgärten auf
Volksfesten. Sah man die Spiegel als Spiegel, konnte man ganz gut hindurchkommen – anderenfalls gab
es Beulen. Die Analogie zum Alltag ist offensichtlich. Wer die Umwelt als Spiegel erkennt, kann gut
durchs Leben kommen. Wer sie dagegen (wie die Wissenschaft) für objektiv hält, wird immer wieder
Anstoß nehmen und in Auseinandersetzungen und Kämpfe verwickelt werden.
Fazit
Wer ständig nur auf Engel und Lichtgestalten blickt, wird in seinem Inneren Schattengestalten und
Monster heraufbeschwören. Einfach weil unsere Seele einen Ausgleich aller Einseitigkeit anstrebt.
Die Konsequenz daraus ist einfach, aber für viele schockierend. Wer sich dem eigenen inneren Licht
wirklich nähern will, sollte sich mit dem Schatten und den dunklen Seiten seiner Seele beschäftigen
und damit fertig werden. Wer sich ständig mit Licht beschäftigt, riskiert, dass seine Seele dagegen
arbeitet und ihn mit Schattenerfahrungen in Balance hält. Das Polaritätsgesetz entlässt uns –
offensichtlich – nicht aus seinem Wirkungsbereich, solange wir noch Dunkles vor uns und der Welt
verbergen. Licht und Schatten gehören zusammen. Wer sie zu trennen sucht, erlebt sie hintereinander,
indem er die Illusion Zeit dazwischenbringt.
Das Gesetz des Anfangs
Dass im Anfang alles liegt, ist eines der Gesetze, die unser Leben bestimmen. Es ist den Gesetzen
der Polarität und Resonanz nachgeordnet, aber immer noch von großer Bedeutung und in allen Gesetzen
von Relevanz. Inzwischen kann die Wissenschaft auch dieses Gesetz ganz erstaunlich detailliert
belegen. Die Biologie weiß über die Erbgutforschung seit langem, dass im Samenkorn der ganze Baum
schon gleich von Beginn angelegt ist und im Ei das ganze Wesen, auch das menschliche. Die Erfahrung
zeigt wachen Menschen, dass im Beginn von Ereignissen deren Verlauf sich schon abzeichnet, weshalb
sie jeden Anfang wichtig nehmen und mit Aufmerksamkeit betrachten.
Polarität und Resonanz
Das Tao Te King weiß um die beiden zentralen Gesetze des Schicksals:
Je mehr Verbote es gibt, desto weniger tugendhaft werden die Leute sein.
Je mehr Waffen es gibt, desto weniger sicher werden die Leute sein.
Je mehr Hilfsgelder es gibt, desto weniger selbstbewusst werden die Leute sein.
Daher sagt der Meister:
Ich lasse das Recht los, und die Leute werden redlich.
Ich lasse die Wirtschaft los, und die Leute werden wohlhabend.
Ich lasse die Religion los, und die Leute werden heiter und ruhig.
Ich lasse das Verlangen nach Allgemeinwohl los, und das Wohl verbreitet sich so allgemein wie das Gras.
Zuerst ist es einfach nur intelligenter, sich nach dem Resonanzgesetz zu richten und wachsam gegenüber dem der Polarität zu bleiben, wenn man Erfolg in dieser Welt anstrebt. Wer aber über diese Welt hinaus will, um Einheit zu erfahren, wird sich über die Polarität erheben und die beiden Täuscher Raum und Zeit überwinden müssen, um mit allem eins zu werden. Der bisherige Versuch der Menschheit, die Schicksalsgesetze zu ignorieren, ist offensichtlich aussichtslos und bringt auf allen Ebenen Nachteile. Die Zeit ist reif, dies jetzt zu ändern.
Der Autor Dr. med Ruediger Dahlke bildete sich zum Arzt für Naturheilwesen und Psychotherapie aus. Von 1978 bis 2003 arbeitete er als Psychotherapeut. Heute ist er als Fastenarzt, Seminarleiter und Vortragender international tätig. Seine Bücher zu Psychosomatik unter Einbezug spiritueller Themen liegen in 22 Sprachen vor.
Weitere Informationen unter www.dahlke.at und www.mymedworld.cc
Buchtipp:
Ruediger Dahlke: Die Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben – Resonanz Polarität Bewusstsein, Goldmann Arkana, München, 2009, 368 Seiten, geb., 19,95 Euro, ISBN 978-3-442-33856-6
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